3.1 Inquits ← Dialoge

3.1 Inquits (Redebegleitsätze)

Inquits (lat.: »er sagt«) sind die Formulierungen, die eine wörtliche Rede begleiten (auf deutsch daher: Redebegleitsätze oder Redeeinleitung).

Er sagte: »Ich gehe jetzt ins Bett, ich bin müde.«

»Ich gehe jetzt ins Bett, ich bin müde«, sagte er.

»Ich gehe jetzt ins Bett«, sagte er, »ich bin müde.«

Hier ist Er sagte bzw. sagte er das Inquit des Satzes.  Wie wir sehen, kann ein Inquit vor oder nach der wörtlichen Rede stehen, oder sie auch unterbrechen.

Inquits sollten kurz sein (nur die Rede begleiten) und nicht für andere Aussagen missbraucht werden.

Inquits haben die Aufgabe, dem Leser in unklaren Fällen zu sagen wer spricht und ggf. wie gesprochen wird.  Ist sowohl das Wer als auch das Wie klar, dann ist ein Inquit unnötig:

Er sagte: »Was willst du essen?«

»Ich weiß nicht«, antwortete sie.

»Aber du hast doch Hunger?«, meinte er.

»Schon, aber keinen Appetit«, sagte sie.

Hier sind die Inquits unnötig und können entfallen, sobald klar ist, wer spricht.

Er sagte: »Was willst du essen?«

»Ich weiß nicht.«

»Aber du hast doch Hunger?«

»Schon, aber keinen Appetit.«

Dadurch, dass hier für jede wörtliche Rede ein neuer Absatz erfolgt, ist ausreichend deutlich gemacht, dass der Sprecher stets wechselt.  Ein Inquit ist deshalb nicht notwendig.

Ein Inquit kann aber auch Bedeutung tragen:

»Ich hab aber keinen Appetit!«, giftete sie zurück.

Hier wird das Inquit gut genutzt, um eine Emotion zu beschreiben, die nicht ohnehin schon klar war.

Misslungene (›böse‹) Inquits

  • Zu lange Inquits:

    »Ich gehe jetzt ins Bett, ich bin müde«, sagte er gelangweilt wie ein Teenager, dem man schon vor Stunden das Handy weggenommen hatte.

    Wenn man solche längeren Beschreibungen liefern möchte, sollte man dies nicht im Inquit tun, sondern dafür einen eigenen Satz spendieren, und in vielen dieser Fälle kann dann das Inquit auch ganz entfallen:

    »Ich gehe jetzt ins Bett, ich bin müde.« Er wirkte gelangweilt wie ein Teenager, dem man schon vor Stunden das Handy weggenommen hatte.

  • Inquits, die kein Verb der Rede enthalten:

    »Nicht doch«, grinste er sie an.

    Er schaute verwirrt: »Warum denn das jetzt?«

    »Ich will das nicht!«, stampfte er mit dem Fuß auf.

    Solche Inquits sind keine.  Nicht jede wörtliche Rede braucht ein Inquit, daher kann man solche Texte problemlos durch Umformulieren in mehrere Sätze retten:

    »Nicht doch!« Er grinste sie an.

    Er schaute verwirrt. »Warum denn das jetzt?«

    »Ich will das nicht!« Er stampfte mit dem Fuß auf.

    In ein Inquit gehören nur Verben, die auch tatsächlich eine Äußerung beschreiben, also Tätigkeiten wie sagen, fragen, antworten, meinen, erwidern, flüstern, schreien, singen, krächzen usw., aber auch Verben mit Konnotation wie jammern, giften, schmeicheln, knirschen, säuseln usw., die noch eindeutig eine Äußerung beschreiben.  Alles andere sollte einen eigenen Satz erhalten und nicht an die wörtliche Rede gehängt werden.


Nächster Abschnitt:  3.2 Dialoginterpunktion

2 Kommentare:

  1. Bei den letzten drei (bzw. sechs, jenachdem wie man zählt) Beispielen, kam ich ins stocken. Es ist zwar nur meine bescheidene Meinung, aber ich finde es hört sich abgehakt und hölzern an, wenn man die Beschreibung des Gesagten in einen eigenen Satz zwängt. Es gehört ja noch zum Gesagten, oder nicht? Bzw. würde ich zumindest sagen, dass es eine Einzelfallentscheidung sein sollte, die treffend zur Situation gefällt werden sollte.

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  2. Danke für diesen Kommentar! (Es ist tatsächlich der erste im Schreibregelblog ;-)

    Diese Ansicht ist weit verbreitet, aber eben hauptsächlich bei Autoren, weniger bei Lektoren oder Agenturen und Verlagen.

    Selbstverständlich kann jeder Autor schreiben, wie er oder sie will, allerdings wird er oder sie damit auf Widerstand stoßen. Mehr zu dem Thema hat der langjährige Lektor Michael Lohmann unter https://www.worttaten.de/was-sind-denn-inquits/ geschrieben. Auch so gut wie jede andere Google-Suche nach "inquit" findet entsprechende Texte wie https://www.diebuchnachteule.de/2021/07/18/rote-liste-fuer-inquits/, https://schreibscheune.de/so-verwendest-du-inquit-formeln-im-dialog-richtig/#3_Benutze_keine_Inquit-Formeln_die_eigentlich_gar_keine_sind oder https://www.fanfiktion.de/tutorials/Dialoge-Inquit-Formeln-und-ihre-korrekte-Verwendung/t/143

    Die Meinungen unter denen, die über das Schreiben schreiben, sind also eher einhellig.

    Aber Sprache lebt, sie verändert sich und kann auch irgendwann mal anders aussehen. Jeder muss sich selbst überlegen, ob er dem Kanon oder der vermeintlichen Avantgarde folgt (und dabei vielleicht einfach nur Fehler macht, die seinen Text schwächen).

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