3.2 Dialoginterpunktion ← Dialoge

3.2 Dialoginterpunktion

Wörtliche Reden können im Text auf mehrere Weisen vorkommen.

3.2.1 Als Satzbestandteil

Mit einem »Autsch!« fiel er auf den Hintern.

Nur das »Verdammt!« konnten sie noch aus dem Schacht hören.

Kein »Hü« und kein »Hott« kam vom Bauern.

Sein »es tut mir leid« kam viel zu spät.

In diesen Fällen wird ein Stück wörtliche Rede wie ein Substantiv verwendet, Kommas setzt man darum so, wie man sie bei vergleichbaren Satzbausteinen setzen würde:

Sie warteten auf »eins«, »zwei« oder »drei«, doch die Kandidaten blieben stumm.

3.2.2 Als kompletter Satz

In diesem Fall bekommt die wörtliche Rede unbedingt ein Satzendezeichen (siehe Kasten unten):

»Ich werde jetzt ins Bett gehen, ich bin müde.« Er gähnte herzhaft.

Hier ist die wörtliche Rede ein eigenständiger Satz (gefolgt von einem weiteren, der keine wörtliche Rede enthält).  Ebenso ist es in den folgenden Beispielen:

»Gib uns den Ring!« Sie schauten ihn finster an. »Sonst holen wir ihn uns!«

Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich werde das nicht dulden!«

»Wenn ihr unbedingt wollt, dann fahrt ohne mich.«

Einige der wörtlichen Reden in den Beispielen stehen im Zusammenhang mit anderen Sätzen, doch in allen Fällen ist die wörtliche Rede ein kompletter, eigenständiger Satz.

Satzendezeichen (Satzschlusszeichen) sind der Punkt, Ausrufe- und Fragezeichen, aber auch Gedankenstriche, Auslassungspunkte und Doppelpunkte können einen Satz beenden.

3.2.3 Mit Inquit

Wie schon unter 3.1 Inquits beschrieben, werden wörtliche Reden oft mit Begleitformulierungen versehen, die Inquits genannt werden.

  • Zweck des Inquits: wer und wie
    Es ist zu beachten, dass der Zweck des Inquits ist, zu klären, wer sich äußert und/oder wie jemand das tut. Daher macht folgendes Inquit keinen Sinn und ist daher falsch:

    »Das ist aber schön, dass du mich mal wieder besuchen kommst! Ich hatte mich schon gefragt, wie es dir wohl geht. Studierst du noch? Oder hast du dir nicht lieber eine Stelle gesucht? Da verdient man ja wenigstens etwas«, sagte Oma Hedwig.

    Für eine Klärung, wer da gerade spricht, käme dieses Inquit viel zu spät.  Dafür hätte es vor dem Anfang oder als Einschub kurz nach dem Anfang kommen müssen.  Über ein wie sagt es auch nichts aus, daher ist es falsch.

    Hätte das Inquit im letzten Beispiel kreischte die Oma gelautet, dann würde es immerhin aussagen, wie etwas geäußert wird.  Besonders gelungen wäre es an dieser Stelle aber immer noch nicht, weil unklar bliebe, ab wo die Oma denn kreischte.

  • Maximal ein Inquit
    Jede wörtliche Rede kann maximal ein Inquit haben.

    Er sagte: »Ich will Kartoffeln«, sagte er.

    Hier sind zwei Inquits, das geht nicht.  In diesem Fall muss entweder das erste oder das zweite Inquit gestrichen werden (oder beide).  Allerdings kann nach einem vorangestellten Inquit der Satz noch mit anderen Aussagen fortgeführt werden:

    Er sagte: »Ich will Kartoffeln!«, und stampfte mit dem Fuß auf den Boden.

  • Vorne: mit Doppelpunkt
    Steht das Inquit nur vor der wörtlichen Rede, dann wird diese mit einem Doppelpunkt angekündigt:

    Er sagte: »Ich will lieber Kartoffeln.«

    In diesem Fall wird der Beginn der wörtlichen Rede als Satzanfang großgeschrieben.
  • Mitte oder hinten: mit Kommas
    Ist das Inquit hingegen eingeschoben oder nach der wörtlichen Rede, wird es nur mit Kommas von der Rede abgetrennt:
  • »Ich will Kartoffeln!«, sagte er.

    »Ich will lieber Kartoffeln«, sagte er, »weil die einfach besser schmecken.«

    Satzendezeichen der wörtlichen Rede bleiben in diesen Fällen erhalten, es sei denn, es handelt sich um einen Punkt; dieser entfällt nach Kartoffeln im folgenden Beispiel:

    »Ich will lieber Kartoffeln«, sagte er.

    Ist der Satz in der wörtlichen Rede vor dem Inquit abgeschlossen (selbst, wenn der Punkt entfällt!), kann er auch nach dem Inquit nicht fortgesetzt werden, deshalb muss dann auch der Satz nach dem Inquit beendet werden:

    »Ich will Kartoffeln!«, sagte er. »Die schmecken einfach besser.«

    In diesem Fall muss nach er ein Punkt gesetzt werden.  Die darauffolgende wörtliche Rede ist dann ein eigenständiger Satz und hat kein Inquit.

3.2.4 Sonderfälle

Neben den o. g. Standardfällen gibt es noch einige Sonderfälle.

  • Unterbrechungen:

    »Ich will –«, begann er, doch dann krachte es laut.

    »Ich will –«

    In diesem Moment krachte es laut.

    Siehe hierzu auch 2.3.2 Der lange Strich zum Thema Gedankenstriche.

  • Auslassungen:

    »Ich will …«, begann er und überlegte dann lange.

    »Ich will …« Er überlegte mehrere Minuten, aber er kam nicht darauf, was er wollte.

    Siehe hierzu auch 2.4.3 Auslassungspunkte.

  • Einschübe:

    »Ich will« – er machte dabei eine weit ausholende Geste – »die ganze Welt erobern!«

    Für Einschübe in die wörtliche Rede, die kein Inquit sind, gibt es keine speziellen Regeln.  Diese Variante der Notation mit den Gedankenstrichen ist nur die Anwendung der allgemeinen Regel, dass Einschübe mit Gedankenstrichen (siehe 2.3.2 Der lange Strich) eingefügt werden können.

    »Meinst du nicht, dass du damit …« – er bückte sich und deutete auf ihr gebrochenes Bein – »… etwas zu langsam bist?«

    Dieser Fall ist dem vorigen sehr ähnlich, aber im Moment des Einschubs macht der Sprecher auch noch eine Pause (um sich zu bücken), die durch die Auslassungspunkte angezeigt wird.


Nächster Abschnitt:  4 Die Sprache der Erzählung

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen


Fragen zum Thema? Ist ein Fehler auf dieser Seite? Bitte melden! Sonstige Hinweise? Kritik? Lob?
Jeder Kommentar ist willkommen!