3 Dialoge
Dialoge sind wechselseitige wörtliche Reden der Figuren einer Geschichte. Dabei können zwei, aber auch mehr Figuren in den Dialog verwickelt sein.
Dialoge sind ein extrem mächtiges Werkzeug des Geschichtenerzählens. In Dialogen werden die Figuren lebendig, und die Wortwahl alleine charakterisiert Figuren schon in hohem Maße. Komplexe Sachverhalte, Vorgeschichten und Befindlichkeiten können durch Dialoge beschrieben werden.
Dialoge können auch genutzt werden, um die Handlung voranzutreiben. Dabei muss man jedoch aufpassen, dass die Dialoge nicht hölzern werden. Darunter versteht man einen Dialog, bei dem Figuren sich nicht mehr gemäß ihrem Charakter äußern, sondern stattdessen Dinge sagen, die nur noch die Geschichte vorantreiben.
»Oh, schaut! Er zieht das Schwert aus dem Stein und wird nun König von England!«
»Wer hat es nur in den Stein gestoßen? Es steckt bis zum Heft darin!«
Einige Genres sind sehr tolerant gegenüber hölzernen Dialogen und Figuren; bei Liebesgeschichten im Groschenroman sind sie gewissermaßen Klischees, die sogar erfüllt werden sollen.
Bertrand sah verliebt in Michaelas Augen. »Ich möchte nur noch mit dir zusammen sein.«
»Und ich mit dir, mein geliebter Bertrand!«, antwortete Michaela.
Doch in den meisten Fällen möchte man das vermeiden, und dazu sollte man bei Dialogen immer hinterfragen, ob das Gesagte zum Charakter der Figur passt oder nur der Autorin oder dem Autor zu seinen Zwecken dient.
Die Sprache von Dialogen ist nicht wörtlich das, was Menschen im Alltag tatsächlich zueinander sagen. Realistische Alltagssprache ist angefüllt mit unfertigen Sätzen, gegenseitigem Unterbrechen, Füllwörtern und Ähs, die allesamt nichts bedeuten. Solche Dinge kommen in Dialogen mal vor, aber nur, wenn es dort dann eine Bedeutung trägt.
Wenn jemand einen Satz im Dialog unfertig lässt, dann deshalb, weil er zum Beispiel sehr verwirrt ist.
Wenn sich die Figuren gegenseitig unterbrechen, dann drückt das z. B. übermäßige Ungeduld, starke Abneigung oder einen anderen Konflikt aus.
Wenn eine Figur im Dialog viele Ähs äußert, dann drückt das aus, dass sie gerade sehr ratlos oder peinlich berührt ist.
Dialoge sind andererseits aber auch nicht so glatt wie vorgeschriebene Politikerreden.
Sätze dürfen durchaus verkürzt werden, Verben, die auf e enden verlieren dieses gerne mal:
»Ich habe schon gegessen.« → »Ich hab schon gegessen.«
Wörter werden umgangssprachlich verkürzt:
»erst einmal« → »erst mal«
Oder Satzglieder entfallen:
»Ich bin zu müde dafür.« → »Bin zu müde dafür.«
Auch wenn eine Figur einen Dialekt spricht, kann dies im Dialog entsprechend notiert werden.
»Mach ick nich’, ditt is ma doch ejal!«
»San S’ z’frieda?«
Einige Autoren benutzen auch besondere Auszeichnungen in wörtlicher Rede, um bestimmte Sprecher zu charakterisieren. Terry Pratchett hat seine Figur Tod in seinen Scheibenwelt-Romanen immer komplett in Großbuchstaben sprechen lassen, wobei das nicht als besonders laute Äußerung gemeint gewesen ist:
»ES TUT MIR LEID.«
Es sollte lediglich diese Figur hervorheben.
Alan Dean Foster hat jedes Wort der Wale in Cachalot mit einem Großbuchstaben begonnen, was zum Ausdruck bringen sollte, dass sie langsam und mit viel Gewicht sprachen und jedes Wort wie ein ganzer Satz wirkte:
»Es Tut Mir Leid.«
Nächster Abschnitt: 3.1 Inquits
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