Buchsatz

Buchsatz – Inhalt


Wenn man eine Geschichte geschrieben hat, folgen in der Regel diese Schritte:

  • Testleser
  • Eigene Überarbeitungen
  • Lektorat
  • Korrektorat

Danach ist der Text zumindest fertig.  Um diesen in ein am Markt erfolgreiches Produkt zu verwandeln, braucht man aber noch eine ansprechende Optik – wir gehen also weg vom reinen Schreiben hin zum Design eines fertigen Buches.  Heute sind vor allem zwei Wege üblich:

  • Gedruckte Bücher
  • E-Books

Beide brauchen ein Cover – auf das gehe ich hier nicht ein.  Aber sowohl das gedruckte Buch als auch das E-Book brauchen auch einen Buchsatz.  Beim E-Book fallen einige Dinge weg, je nach eingesetzter Technik.  Der Satz eines gedruckten Buches ist aber für viele damit weniger vertraute Menschen überraschend aufwendig.  Oft überlassen Selfpublisher diese Aufgabe Word, und entsprechend viele Regelbrüche finden sich dann im Druck.

Wie bei Rechtschreibfehlern fallen diese Laien oft gar nicht auf.  Fachleute sehen sie aber in der Regel sofort und sind auch oft der Ansicht, dass diese Fehler auch Laien den Lesespaß unbewusst erschweren.

Ich selbst bin da unschlüssig, halte auch viele der hier genannten Regeln, was ihre tatsächlich messbare praktische Wirkung angeht, für fragwürdig.  Aber wie bei den Schreibregeln bin ich der Ansicht, dass man sie kennen sollte, um dann bewusst zu entscheiden, ob man sie beachtet oder ignoriert.

Regeln des Buchsatzes

Vorgaben

Seiten

Die Seiten eines Buches sind immer so nummeriert, dass die rechte Seite im Buch eine ungerade Seitenzahl hat.  Die Seite 1 ist die erste der Titelei, also die erste Seite nach dem Schmutztitel (das erste umblätterbare Blatt im Buch).  Seitenzahlen tauchen aber in der Regel in der Titelei nicht auf, oft auch noch nicht im Inhaltsverzeichnis, falls das vorne im Buch steht.  Die erste sichtbare Seitenzahl ist also oft erst eine 7 oder so.

Kapitel beginnen auf rechten Seiten.  Diese Regel wird aber oft ignoriert.  Insbesondere können Kapitelanfänge auch gar keinen Seitenumbruch bewirken (sondern nur einen gewissen Abstand).  Das sollte man von der Art der Kapitel abhängig machen.  Stephen Kings Die Augen des Drachen hat über 140 Kapitel auf weniger als 400 Seiten.  Natürlich starten die nicht immer auf eigenen Seiten.

Seitennummern stehen unten auf der Seite, entweder mittig oder außen.  Auf ansonsten leeren Seiten (z. B. wenn Kapitel immer nur auf ungeraden, also rechten Seiten begonnen werden sollen), kann die Seitennummerierung für die sich ergebende leere Seite entfallen.

Eine Kopfzeile, in der der Titel des Werkes und/oder der Autor (ggf. das eine auf ungeraden und das andere auf geraden Seiten) genannt werden, ist nicht Pflicht und im deutschen Sprachraum bei Geschichten auch nicht sehr verbreitet.

Ränder

Die Wahl der Seitenränder ist eine Kunst für sich.  Oft wird mit speziellen Regeln wie dem Goldenen Schnitt argumentiert, andere Schulen oder Programme empfehlen möglichst einheitlich erscheinende Ränder.  Selfpublisher im Print-on-Demand mit seinen relativ hohen Kosten wollen oft eine möglichst geringe Gesamtseitenzahl des Buches erreichen und wählen deshalb in der Regel schmalere Ränder.  Aus optischen und praktischen Gründen sind aber breitere Ränder generell besser.

Wichtig sind folgende Punkte:

  • Alle Seiten haben die gleichen Ränder.
  • Die Seiten müssen symmetrisch sein, also linke Seiten spiegelsymmetrisch zu den rechten.  Seitliche Ränder werden daher auch nicht mit rechts und links bezeichnet, sondern mit innen und außen.
  • Das Buch wird innen gebunden, dort kann man also nicht so viel von der Seite gut einsehen, daher sollte der Innenrand nicht zu klein gewählt werden.
  • Der untere Rand ist größer als der obere.
  • Ist die Seitennummerierung außen, muss sie sich ebenfalls am äußeren Rand orientieren.

Schriftart

Für Geschichten wird in der Regel eine (und nur eine!) Proportionalschrift mit Serifen verwendet (siehe auch 5.2.2 Schriftart).  Wichtig ist, eine Brotschriftart zu verwenden, also eine Schriftart, die nicht zu verschnörkelt ist und auch bei langen Texten ein gutes Lesen ermöglicht.

Times New Roman gilt als Geschäftsschriftart, in der Briefe, Berichte, Zeitungen, Magazine usw. verfasst werden.  Um den Eindruck eines eher technischen Dokumentes zu vermeiden, wird von dieser Schriftart für Geschichten abgeraten.

Garamond oder Palatino gelten oft als gute Wahl, aber natürlich gibt es noch hunderte andere geeignete Schriftarten.

Schriftauszeichnungen

Überschriften können in Fettdruck und/oder größerer Schrift erfolgen.  Auch eine andere Schriftart, auch eine Schmuckschrift oder eine ohne Serifen ist hier denkbar.

In Geschichten sollte ansonsten als spezielle Auszeichnung nur das Kursive eingesetzt werden.

Weder Versalien noch Fettdruck noch Unterstreichungen noch Kapitälchen noch schattierte noch hohle Schrift sollte eingesetzt werden.  Auch die Farbe sollte immer nur Schwarz sein.

Blocksatz

Bei Geschichten wird der Blocksatz verwendet, der Text ist also rechts- und linksbündig.

Silbentrennung

Damit durch den Blocksatz nicht zu große Wortabstände entstehen, wird die Silbentrennung genutzt.  An einem Seitenwechsel, insbesondere an einer Stelle, wo der Leser umblättern wird (also am Ende einer Seite mit ungerader Seitenzahl), sollten Silbentrennungen vermieden werden.

Ebenso sollten sehr viele Silbentrennungen auf einer Seite oder zu viele direkt übereinander liegende vermieden werden.

Ebenso sollten Silbentrennungen möglichst nicht nur wenige Buchstaben abtrennen.  Einige Programme, die die Silbentrennung automatisch machen, haben eine Einstellung für die Mindestlänge der getrennten Wortteile.  Je länger diese sind, desto besser für den optischen Eindruck.

Registerhaltigkeit

Die Zeilen sollten auf jeder Seite auf den gleichen Positionen relativ zu ihrer Seite stehen.  Zeilen sollten also immer die gleiche Höhe und den gleichen Abstand zur nächsten haben.  Man soll also vermeiden, dass Dinge den Zeilenabstand vergrößern (z. B. hoch- oder tiefgestellte Zahlen wie in H₂O oder E=mc²).  Szenenwechsel (große Absätze) sind mit einer ganzzahligen Anzahl leerer Zeilen zu realisieren.  Wird ein Trenner verwendet (z. B. ein Dinkus, siehe auch 1.2 Szenenwechsel), dann sollten es exakt zwei oder exakt drei Zeilen Abstand sein und der Trenner genau in die Mitte zwischen den Textblöcken platziert werden, um die Registerhaltigkeit der folgenden Zeilen zu gewährleisten.

Erste Zeile

Niemand sagte mehr etwas, alle schauten

Zweite Zeile

sich nur betreten an.

Dritte Zeile

Vierte Zeile

∗  ∗  ∗

Fünfte Zeile

»Hast du schon Markus gesehen?«, fragte

Sechste Zeile

Tommy am nächsten Morgen.

Siebte Zeile

Achte Zeile

Erste Zeile

Niemand sagte mehr etwas, alle schauten

Zweite Zeile

sich nur betreten an.

Dritte Zeile

Vierte Zeile

∗  ∗  ∗

Fünfte Zeile

Sechste Zeile

»Hast du schon Markus gesehen?«, fragte

Siebte Zeile

Tommy am nächsten Morgen.

Achte Zeile

Neunte Zeile

Gerät ein großer Absatz für einen Szenenwechsel genau an eine Seitengrenze, ist ein optischer Trenner natürlich sehr hilfreich, damit der Leser diesen Szenenwechsel auch bemerkt.  So ein Trenner steht besser am unteren Ende der Seite.  Lässt sich das nicht einrichten, kann er aber auch am Beginn der Folgeseite stehen.

Niemand sagte mehr etwas, alle schauten sich nur betreten an.


∗  ∗  ∗

»Hast du schon Markus gesehen?«, fragte Tommy am nächsten Morgen.

Oder eben, weniger gelungen:

Niemand sagte mehr etwas, alle schauten sich nur betreten an.

∗  ∗  ∗


»Hast du schon Markus gesehen?«, fragte Tommy am nächsten Morgen.

Absätze innerhalb einer Szene haben keinen speziellen Abstand zueinander (also nur den normalen Zeilenabstand).

Die Abstände von Überschriften sind entsprechend zu wählen, sodass der normale Text wieder registerhaltig gesetzt wird.

Erste Zeile

Niemand sagte mehr etwas, alle schauten

Zweite Zeile

sich nur betreten an.

Dritte Zeile

Vierte Zeile

Kapitel 4: Ein Schritt in der Nacht

Fünfte Zeile

»Hast du schon Markus gesehen?«, fragte

Sechste Zeile

Tommy am nächsten Morgen.

Siebte Zeile

Achte Zeile

Einzug

Die erste Zeile jedes Absatzes wird eingezogen, etwa um die Breite eines m.  Das soll vermeiden, dass ein Absatz nicht deutlich ist, falls die Zeile darüber fast voll ist.  Wird ein zu großer Einzug gewählt (z. B. mehrere m-Breiten), ist die Gefahr groß, dass eine sehr kurze letzte Zeile (siehe auch Fliegenschiss) kürzer als der Einzug ist, was optisch unvorteilhaft ist.

Bei den ersten Absätzen eines Kapitels oder einer Szene nach einem großen Absatz (Leerzeile, Dinkus) wird aber kein Einzug vorgenommen.  Viele Bücher ignorieren diese Ausnahmeregel und ziehen jeden Absatz ein.

Die erste Zeile eines ersten Absatzes eines Kapitels oder einer Szene wird traditionell nicht eingezogen, aber oft werden heute alle Absätze gleich behandelt, sodass also auch der erste den Einzug der ersten Zeile erfährt.

Die ersten Zeilen der folgende Absätze erhalten auf jeden Fall den Einzug. Dabei spielt die Länge der Absätze keine Rolle.

Auch einzeilige Absätze werden eingezogen.

Typografie

Siehe Abschnitt 2 Zeichensetzung.  Dort werden bereits alle Dinge erklärt, die auch beim Buchsatz wieder beachtet werden müssen.  Idealerweise ist das Manuskript diesbezüglich aber schon in einem guten Zustand.

Schmale Leerzeichen

Es gibt spezielle Leerzeichen, die optisch schmaler gestaltet sind und keinen Zeilenumbruch erlauben.  Diese werden auch Thinspace genannt.  Sie werden in Abkürzungen verwendet (Beispiele: z. B., i. d. R.) und bei Werten zwischen den Ziffern und ihren Einheiten (Beispiele: 1 mm, 25 km/h).  Weitere Verwendungen der schmalen Leerzeichen sind in Geschichten eher unüblich.

Ziffern

Ziffern in Geschichten sollten in Mediävalziffern (Minuskelziffern, Old Style Figure, OSF, oldstyle-nums) gesetzt werden.  Diese sind sozusagen die Kleinbuchstabenvariante der Majuskelziffern, die sonst fast immer eingesetzt werden, und sind in Texten weniger auffällig.  Bei Mediävalziffern sind die Ziffern in der Regel so hoch wie Kleinbuchstaben ohne Ober- oder Unterlängen, die Ziffern 6 und 8 haben eine Oberlänge (ragen nach oben hinaus), die Ziffern 3, 4, 5, 7 und 9 haben eine Unterlänge (ragen nach unten hinaus).

Majuskelziffern: 0123456789

Mediävalziffern: 0123456789

Nicht alle Schriftarten bieten die Mediävalziffern an.  Für Geschichten eignen sich solche Schriftarten dann weniger, wenn Ziffern im Text vorkommen.

Zeilenumbrüche

In der Regel werden Zeilen dort umgebrochen, wo ein Leerzeichen steht oder eine Silbentrennung vorgenommen wird.  Auch bei Bindestrichen kann in der Regel die Zeile umgebrochen werden.

Doch es gibt Stellen, an denen kein Zeilenumbruch erfolgen darf:

  • Zwischen den Auslassungspunkten und dem Text, zu dem sie gehören:

    Wer einmal lügt

    dem glaubt man nicht.

    Warte mal … Wollte er nicht noch kommen?

    Hier darf also nach lügt, vor dem und nach mal kein Zeilenumbruch erfolgen.
    Ist kein Leerzeichen zwischen den Auslassungspunkten und dem Text, darf dort selbstverständlich auch nicht umgebrochen werden.

    Ach du Sch…

  • Zwischen dem Gedankenstrich und dem Text, zu dem er gehört.  Das ist in der Regel der Text vor dem Gedankenstrich; bei Einschüben, die zwischen zwei Gedankenstriche gesetzt sind, ist es aber der Einschub selbst:

    Niemand wollte das – wirklich!

    Ich denke – nicht zum ersten Mal – über ihn nach.

    Hier darf also nach das, vor nicht und nach Mal kein Zeilenumbruch erfolgen.
  • Bei Bindestrichen, die einzelne Buchstaben oder optisch zu kurz erscheinende Wortteile auf einer Zeile stehen lassen würden:

    Das A-Team kommt.

    Der Raumkreuzer der Bauart Delta-ij schwebte aus dem Dock.

    Mit der Tastenkombination Alt-T kommen Sie ins Menü.

    Hier darf vor Team, vor ij und vor T nicht umgebrochen werden.
  • Bei Begriffen, die eng zusammengehören, aber ein Leerzeichen enthalten, z. B. bei Nummern und Abschnittsnamen wie in »2.1 Zeichensetzung«.  Da solche Dinge bei Geschichten eher selten vorkommen, gehe ich nicht näher darauf ein.

Oft kann der Zeilenumbruch an diesen Stellen vermieden werden, indem ein spezielles Alternativzeichen verwendet wird, z. B. ein geschütztes Leerzeichen (non-breaking Space) oder ein geschützter Bindestrich.

Probleme

Durch die oben aufgelisteten Vorgaben ergibt sich ein Schriftbild, das oft noch nicht perfekt ansprechend ist.  Viele der auffälligeren möglichen Probleme werden im Folgenden genannt und gelten als zu vermeiden.

Einige dieser Regeln des Buchsatzes widersprechen einander bisweilen, je nach Situation und gegebenem Text.  Es ist daher nicht immer möglich, alle Regeln zu befolgen.  In einer Situation, in der die Regeln sich widersprechen, ist der Geschmack oder Einfallsreichtum des Setzers gefragt, der sich für einen gelungene Satzanpassung (s. u.) oder zumindest den optisch besten Regelbruch entscheiden muss.

Hurenkinder (Widows) und Schusterjungen (Orphans)

Einzelne letzte Zeilen eines Absatzes am oberen Seitenrand (Hurenkinder) oder einzelne erste Zeilen eines Absatzes am unteren Seitenrand (Schusterjungen) sollen vermieden werden.

Hier ein Hurenkind:

über
 
alle
 
Maßen
 
geärgert,
 
trotzdem
wollten
 
sie
 
nicht
 
nur
 
ihn,
 
sondern
auch
 
die
 
Freunde,
 
die
 
mit
 
ihm
 
kamen,
in
 
Verruf
 
bringen.
    Nichts
 
konnte
 
ihn
 
beschwichtigen,
 
er
war
 
wie
 
in
 
Rage,
 
sein
 
ganzes
 
Sein
 
nur
darauf
 
gerichtet,
 
seinen
 
Widersachern

Hier ein Schusterjunge:

über
 
alle
 
Maßen
 
geärgert,
 
trotzdem
wollten
 
sie
 
nicht
 
nur
 
ihn,
 
sondern
auch
 
die
 
Freunde,
 
die
 
mit
 
ihm
 
kamen,
in
 
Verruf
 
bringen.
    Nichts
 
konnte
 
ihn
 
beschwichtigen,
 
er
war
 
wie
 
in
 
Rage,
 
sein
 
ganzes
 
Sein
 
nur
darauf
 
gerichtet,
 
seinen
 
Widersachern

Das kann man erreichen, indem man die fragliche Zeile nicht alleine stehen lässt, also beim Schusterjungen die Zeile auf die nächste Seite zieht und beim Hurenkind auch die vorletzte Zeile auf die nächste Seite zieht.  Natürlich ist dabei darauf zu achten, dass durch diese Maßnahme nicht ein Schusterjunge entsteht.

Manche Setzer sehen auch zwei oder drei Zeilen (also nicht nur einzelne) schon als derartiges Problem an und vermeiden auch diese.  Schusterjungen werden oft weniger problematisch gesehen als Hurenkinder.

Durch das Ziehen der Zeilen auf die Folgeseite wird allerdings die Seite verkürzt, was auch als unschön gilt.  Oft wird das dann mit Satzanpassungen gelöst (s. u.).

Fliegenschiss

Sehr kurze letzte Zeilen, insbesondere vereinzelte wenige Buchstaben nach einer Silbentrennung, sind zu vermeiden.

auch
 
die
 
Freunde,
 
die
 
mit
 
ihm
 
kamen,
 
in
 
Verruf
 
brin-
gen.
    Nichts
 
konnte
 
ihn
 
beschwichtigen,
 
er
 
war
 
wie
 
in
 
Rage

Löcher

Durch den Blocksatz müssen die Wortzwischenräume in aller Regel flexibel groß ausfallen.  In jeweils einer Zeile sind sie alle gleich, aber von Zeile zu Zeile können sie sich in der Breite unterscheiden.  Sind diese Zwischenräume zu klein, wirken die Worte gequetscht.  Zu große Abstände werden Löcher genannt und sollen vermieden werden.

Verwendet
 
man
 
sehr
 
lange
 
Wortungetüme,
Buchstabenhalden,
 
Endlosaneinanderreihungen
 
unnützlanger
Zeichenfolgen,
 
dann
 
ergeben
 
sich
 
daraus
 
im
 
Blocksatz
schnell
 
Zeilen,
 
die
 
große
 
Wortzwischenräume
 
aufweisen.

Gassen

Manchmal ergeben sich durch den Satz mehrere Zeilen übereinander, die an fast derselben Stelle in der Zeile einen Wortzwischenraum haben.  So etwas wird Gasse genannt und ist zu vermeiden.

    Es
 
kann
   
vorkommen,
 
dass
 
man
an
 
einer
   
Stelle
 
mehrere
 
Zeilen
vertikal
   
übereinander
 
im
 
Text
hat,
 
die
   
immer
 
an
 
derselben
Position
   
(oder
 
zumindest
 
fast)
eine
 
gut
   
sichtbare
 
Gasse
 
bilden.

Im Beispiel hier ist die Gasse natürlich übertrieben dargestellt.

Grauwert

Eine Seite sollte einen einheitlichen Grauwert aufweisen.  Das bedeutet, dass kein Bereich der Seite deutlich dunkler oder heller als der Rest der Seite erscheinen sollte.  Solche uneinheitlichen Grauwerte können sich ergeben, wenn der Text ungünstig gestaltet ist, sodass besonders dunkel erscheinende Textpassagen sich an bestimmten Stellen auf dem Blatt häufen.

In der Regel sind Schriftarten so gestaltet, dass sie fast immer einen einheitlichen Grauwert erzeugen.  Aber natürlich kann eine Textpassage, in der vor allem l, i, und j vorkommen, anders wirken als eine, in der vor allem M, W und O vorkommen.

Daneben kann der Grauwert auch mal manuell an das Genre angepasst werden.  So kann eine düstere Geschichte auch wortwörtlich düsterer erscheinen.

Vertikale Wiederholungen

Übereinander liegende Wiederholungen gelten ebenfalls als unschön und sollten vermieden werden.

    In
 
manchen
 
Texten
 
kommt
 
ein
Wort
 
durch
 
reinsten
 
Zufall
 
ein
Mal
 
oder
 
auch
 
häufiger
 
in
 
ein
und
 
derselben
 
Schreibweise
 
in
vertikaler
 
Ausrichtung
 
über
 
ein-
ander
 
vor.

Im Beispiel ergibt sich, dass das Wort ein zufällig immer übereinander steht.  Aber auch andere zufällige Wiederholungen oder Ähnlichkeiten sind denkbar und sollten möglichst beseitigt werden.

Satzanpassungen

Um möglichst viele der o. g. Probleme beim Buchsatz zu umgehen, bieten Satzprogramme einige spezielle Möglichkeiten an.

In vielen Fällen lösen sich die Probleme automatisch, wenn man es schafft, den Text optisch etwas länger oder kürzer zu machen.  Das kann auf die rabiate Methode erfolgen, indem man tatsächlich den Text ändert.  Oft lässt sich irgendwo ein harmloses Füllwort einfügen oder streichen.  Und eine kleine Änderung zwei Seiten vorher lässt alle Zeilen um eins nach oben rutschen, sodass das Hurenkind am Ende des Kapitels vermieden wird.

Aber es geht auch dezenter und insbesondere texttreuer.  Man kann z. B. Änderungen an den Silbentrennungen manuell vornehmen.  Das ändert den Text nicht, wohl aber seine Darstellung.

    Verwendet
 
man
 
sehr
 
lange
 
Wortungetüme,
 
Buchstaben-
halden,
 
Endlosaneinanderreihungen
 
unnützlanger
 
Zeichen-
folgen,
 
dann
 
ergeben
 
sich
 
daraus
 
im
 
Blocksatz
 
schnell
 
Zei-
len,
 
die
 
große
 
Wortzwischenräume
 
aufweisen.

In vielen Programmen für den Buchsatz können auch die Parameter der Textdarstellung punktuell leicht geändert werden.  Z. B. kann die Laufweite des Textes (der Abstand zwischen den Zeichen) manuell für bestimmte Stellen angepasst werden, manchmal auch die Breite der Glyphen (das Aussehen der Zeichen).  Dann sieht das e in einem solchen angepassten Bereich etwas breiter aus als das e einer anderen Stelle.  Natürlich sollte man das nicht übermäßig einsetzen.  Generell gilt, dass es dem normalen Leser gar nicht auffallen soll.

Im Beispiel ist die Zeile mit der wörtlichen Rede etwas gestaucht (die Laufweite verringert), um den Fliegenschiss zu vermeiden, den das sen.« dargestellt hätte, wenn man nach geges- getrennt hätte.

Um den Grauwert einer Seite gleichmäßig zu halten, kann man manchmal auch die Glyphen in einem Bereich ein winziges bisschen fetter oder dünner machen.

Es ist manchmal auch möglich, die Ränder einer einzelnen Seite etwas zu verschieben.  Kleine Änderungen fallen hier dem Auge wieder nicht auf, können aber große Wirkung haben, weil dann sofort Zeilen an anderen Stellen umgebrochen werden, was unschöne Gassen, Löcher, vertikale Wiederholungen usw. entfernen kann.

5 Kommentare:

  1. Nach Lektorat und Korrektorat folgt noch mindestens eine weitere Bearbeitung. Ansonsten sehr anschaulich geschrieben. Was ich nicht verstanden habe, ist, wie ich den Abstabd zwischen Wörtern verändere, oder wie ich einzelne Buchstaben minimal verbreitere. Ich arbeite mit Papyrus und da hab ich es nicht gefunden. Toller Artikel! Danke

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  2. Ich hatte ausgiebig kommentiert, aber mein Kommentar ist nicht hier. Schade. LG, Dagmar

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  3. Hallo Dagmar, vielen Dank für deinen Kommentar und das Lob!
    (Der Kommentar war nicht verloren, der hat nur eine Weile in der Moderation gehangen.)
    Papyrus bietet glaube ich nur sehr rudimentäre Möglichkeiten für den Buchsatz an. Dinge wie Laufweitenveränderung oder gar Glyphenstreckung sind in Programmen wie Scribus, TeX, QuarkXPress oder InDesign möglich. Das sind keine Textverarbeitungen, sondern auf Satz und DTP spezialisierte Programme (mit eigener gehöriger Lernkurve).

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    1. Ohje, ich bin schon froh, Papyrus einigermaßen zu verstehen. Danke.

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    2. Autoren müssen den Buchsatz ja auch nicht beherrschen. Ihre eigentliche Aufgabe ist das Schreiben.

      Die typischen Leistungen, die nach dem Schreiben eines Manuskripts folgen, sind Lektorat, Korrektorat, Cover und Buchsatz. Entweder ein Verlag übernimmt diese Schritte (wobei der Autor bei den ersten beiden in der Regel noch stark involviert wird), oder als Selfpublisher kauft man diese Leistungen von Profis ein.

      Man kann natürlich darauf verzichten und es selbst oder von Laien machen lassen, aber diese finanzielle Einsparung führt schnell zu einem Produkt mit Schwächen. Und gerade beim Buchsatz wissen sehr viele Autoren überhaupt nicht, was da alles geleistet werden kann und sollte.

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