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6.3 Anschreiben

Das Anschreiben ist ein kurzer Text, der den Empfängern beim Verlag oder der Agentur mitteilt, was man von ihnen möchte.  Dabei muss man nur im Hinterkopf haben, dass diese Menschen auch ganz andere Nachrichten über diesen Kanal erreichen können.  Einige Verlage haben spezielle Anschriften bzw. E-Mail-Adressen für Manuskript-Bewerbungen, doch grundsätzlich sollte man folgende Punkte nennen, die das Vertragstechnische betreffen und im Wesentlichen nur zeigen, dass man ein Grundverständnis für das Literaturbusiness hat.

Inhaltlich sagt man, wer man ist, was man will und – mit etwas mehr Abstand als im Exposé – warum dieser Verlag dieses Manuskript annehmen soll.  Hier ist also auch der richtige Platz für eine vergleichende Einschätzung des Manuskripts.

  • Ich möchte mein unveröffentlichtes Manuskript bewerben (Arbeitstitel / Genre / Umfang / Zielgruppe).
    Ist das Manuskript doch schon veröffentlicht worden, sollte man das hier erwähnen, und in welchem Rahmen.  Viele Verlage interessieren sich nur für unveröffentlichtes Material, und niemandem ist damit gedient, wenn man am Ende einen Vertrag nicht mehr unterzeichnen kann, weil man dort bestätigen muss, dass es bisher unveröffentlicht ist.
  • Es ist fertig / unfertig / nur Exposé.
    Tatsächlich werden Verlagen auch oft nur Exposés eingereicht und das dazugehörige Buch erst nach Vertragsabschluss geschrieben.  Als unbekannter Autor oder Autorin tut man natürlich gut daran, mit einem mindestens fertigen Exposé und einem fortgeschrittenen Manuskript zu demonstrieren, dass man auch in der Lage ist, das beworbene Werk zu vollenden.
  • Meine Geschichte ist vergleichbar mit den Romanen von Robert Heinlein.
    Nicht zu hoch pokern (James Joyce, Thomas Mann), nicht zu abgedrehte Beispiele wählen (Walther von der Vogelweide, Goethe) und nicht zu tief stapeln (völlig unbekannter Autor)!  Der Name muss dem Empfänger zwar bekannt sein, aber eher ein Genre und einen Stil verkörpern, und sollte nicht als Bestseller schlechthin gelten.
    Keiner sagt, dass das leicht ist, aber auch wenn der Vergleich am Ende nicht perfekt passt, wird das nicht den Ausschlag über Zusage oder Ablehnung ausmachen.
  • Das Manuskript (sofern vorhanden) ist nur einmal / mehrfach überarbeitet / schon korrigiert / lektoriert.
    Ein ›rohes‹ Manuskript bewirbt man natürlich nicht.  Es muss aber auch nicht schon lektoriert sein.
  • Ich bin …
    Da Verlage zwar vorrangig am Manuskript interessiert sein werden, aber de facto mit der Person zusammenarbeiten müssen, die selbiges verfasst hat, sollte man sich kurz vorstellen.  Das sollte aber nicht alles wiederholen, was in der Biographie steht!  Stattdessen nennt man hier besser seine eigene Verbindung zum Manuskript:
    Mein Studium der Astrophysik hat mich auch der Science-Fiction nähergebracht.
    In den letzten Jahren habe ich viel den Hund meiner Nachbarin betreut, was mir die Idee zu diesem Krimi gab.
  • Ich wende mich an Sie, weil …
    Man sollte natürlich nicht wahllos alle Agenturen und Verlage anschreiben, sondern nur die auswählen, die zum beworbenen Manuskript passen würden, und das sollte man hier kurz begründen.
  • Das Manuskript ist schon / noch nicht von anderen Verlagen oder Agenturen abgelehnt worden (nämlich von XY, YZ, …).
    Agenturen bitten sich oft aus, zu erfahren, wenn schon Verlage das Manuskript abgelehnt haben.  Agenturen sind Vermittler zwischen Autoren und Verlagen und wollen den Verlagen verständlicherweise nicht Material vorschlagen, das diese schon einmal begutachtet haben.
    Verlage hingegen entscheiden für sich selbst, da ist dieser Hinweis nicht erforderlich.
  • Ich bin an einer langfristigen / einmaligen Zusammenarbeit interessiert.
  • Ggf.:  Das Buch braucht noch / hat schon Illustrationen / einen Cover-Entwurf.
    Insbesondere über Cover und Titel wird natürlich der Verlag entscheiden, doch was schon da ist, kann man bescheiden erwähnen und als Vorschlag mitschicken.
  • Über eine Rückmeldung würde ich mich freuen.

Auch hier ist wieder ein wichtiger Aspekt, die relevanten Fakten möglichst knapp und schnell zu vermitteln.  Dieses Anschreiben wird eins unter Dutzenden von Anschreiben an diesem Tag (!) sein, das dieser Lektor oder diese Lektorin so schnell wie möglich querliest, also wollen wir ihn oder sie nicht unnötig aufhalten.

Deshalb wiederholen wir auch nur das Allernötigste aus dem Exposé wie Arbeitstitel, Genre und Umfang.


Nächster Abschnitt:  7. Textverarbeitungen

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