5 Normseite

5 Die Normseite

5.1 Verwendung

Im Literaturbusiness wird von denen, die längere Texte verfassen, erwartet, dass sie diese auf Normseiten einreichen.  Das hat zum einen Tradition, die bis weit in die Schreibmaschinenzeit zurückreicht.  Wer häufig fremde Texte lektoriert oder korrigiert (siehe 8 Überarbeiten), ist an dieses Format gewöhnt.  Zum anderen hat es auch handfeste praktische Gründe, dieses Format einzuhalten:

  • Bearbeitungskosten (Lektorat, Korrektorat) werden (oft) basierend auf der Anzahl der Normseiten kalkuliert.
    Bei nicht genormten Seiten kann pro Seite mehr oder weniger Text vorhanden sein, ein Roman von 500 Normseiten Länge hat bei einem anderen Seitenlayout vielleicht nur noch 320 Seiten Länge.  Der Bearbeitungsaufwand ist dadurch aber nicht geschrumpft.
  • An der Anzahl der Normseiten kann man erkennen, ob ein Werk schon allein aufgrund des Umfangs in ein Verlagsprogramm oder Genre passt.
    Ein Liebesroman von 850 Normseiten Länge wird es schwer haben.  Ebenso wird ein Verlag ein Buch mit 230 Normseiten Länge nicht in einer Reihe für epische Fantasy unterbringen.
  • Auf einer Normseite ist genügend Platz, um Kommentare unterzubringen.
    Das war vor allem früher relevant, als noch vorrangig auf Papier und mit dem Rotstift korrigiert und lektoriert wurde.  Doch auch heute, wo diese Arbeitsschritte meistens am Computer erfolgen, wird es schnell unübersichtlich, wenn sich pro Seite zu viele Kommentare tummeln.

Wofür wird die Normseite verwendet?  Das ergibt sich aus den oben genannten Zwecken:

  • Immer, wenn ein Lektorat und/oder Korrektorat erfolgen soll.
  • Immer, wenn etwas an seinem Umfang gemessen werden soll.

Wenn etwas einfach nur gut lesbar sein soll, kann man Normseiten verwenden, man muss aber nicht, und bei einigen Dingen sind sie eher unüblich.

5.1.1 Manuskript, Leseprobe, Exposé?

Ein Manuskript ist das Paradebeispiel für die Verwendung der Normseite.  Manuskripte werden immer in Normseiten formatiert.


Eine Leseprobe ist ein Auszug aus einem Manuskript, und in aller Regel wird diese demnach auch in Normseiten formatiert.  Allerdings wird eine Leseprobe selten auf ihre Länge hin bewertet, und wenn es um eine Bewerbung eines Werkes bei einem Verlag oder einer Agentur geht, erfährt sie in der Regel auch weder Korrektur noch Lektorat.  Dennoch dürften die typischen Empfänger (Verlagslektoren usw.) das Normseitenformat für diese Art Text so gewohnt sein, dass sie nichts anderes erwarten werden.


Ein Exposé (siehe 6.1 Das Exposé) hingegen ist Teil der Bewerbung des Werkes, nicht Teil des Werkes selbst.  Es muss nur gut lesbar sein, eine Formatierung als Normseiten ist bei ihm nicht notwendig.  Dasselbe gilt für jede Art von Anschreiben, für die Vita des Autors, für Figurenaufstellungen für Weltenbeschreibungen und ähnliche Erläuterungen zum Werk und für Pitches, Klappentexte oder Teaser.

Andererseits werden bei Exposés oft konkrete Längen gefordert (z. B. Inhaltsangabe auf nicht mehr als zwei Seiten), dann sind mit Seiten immer Normseiten gemeint.  Die Formatierung in Normseiten kann dann also wieder sinnvoll sein.


Im Zweifel sollte man sich immer fragen:  Erfüllt die Normseite hier einen der oben genannten Zwecke?  Wenn ja, dann sollte man sie verwenden.  Wenn nein, kann man auch anders (gefälliger) formatieren.  Wenn man sich unsicher ist, ist die Normseite aber nie verkehrt.


Nächster Abschnitt:  5.2 Normseitenformat, grundsätzlich

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