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8.2 Feedback

Wie im vorigen Abschnitt erläutert, kann das Feedback aus dem Korrektorat und dem Lektorat sehr umfangreich sein.  Zu Zeiten der Schreibmaschine wurde dies mit dem Rotstift auf den Manuskriptseiten geleistet.

Heute wird nur noch selten auf Papier gearbeitet.  In den meisten Fällen werden Korrektorat und Lektorat elektronisch in Dateien am Computer durchgeführt.  Die Dateien werden dann per E-Mail oder einen Fileshare-Dienst wie Dropbox oder Google Drive ausgetauscht.

Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie mit Dateien ein solches Feedback realisiert werden kann.  Ich werde nur auf die eingehen, die ich selbst praktiziere: LibreOffice Writer bzw. Microsoft Word.

8.2.1 Änderungsaufzeichnung

Für das Korrektorat gehe ich durch das komplette Dokument und ändere alle Fehler, die mir auffallen.  Dabei habe ich die Änderungsaufzeichnung der Textverarbeitung eingeschaltet.  Diese Funktion aktiviert man in LibreOffice unter Bearbeiten → Änderungen → Aufzeichnen.  Sobald sie eingeschaltet ist, werden alle Änderungen aufgezeichnet.

Jedes Löschen und jedes Einfügen von Zeichen ist eine solche Änderung.  Zusammenhängende Löschungen werden zu einer Änderung zusammengefasst, ebenso werden zusammenhängende Einfügungen zu einer Änderung zusammengefasst.  Wenn man ein Wort ersetzt, sind dies also zwei Änderungen (eine Löschung und eine Einfügung).

Man kann diese Änderungen auf zwei Arten anzeigen.  Im einen Modus wird der Text so angezeigt, als wären alle Änderungen durchgeführt worden.  Nach dem Korrektorat lässt sich der Text dann (idealerweise) fehlerfrei lesen.  Für diesen Modus deaktiviert man die Option Bearbeiten → Änderungen → Anzeigen.

Alternativ kann man die Änderungen so anzeigen, dass optisch nachvollziehbar ist, was geändert worden ist.  Gelöschte Zeichen werden dann durchgestrichen dargestellt und eingefügte unterstrichen.  Zudem symbolisiert die Farbe der Änderung (im Beispiel orange) die Identität desjenigen, der die Änderung durchgeführt hat.  Die eigene Identität (Namen) kann man unter Extras → Optionen… → LibreOffice → Benutzerdaten einstellen und sollte das auch tun, wenn man vorhat, mit anderen Leuten in dieser Form zu kooperieren.  Wenn eine solche Datei durch mehrere Hände gegangen ist, kann man so nachvollziehen, wer welche Änderung vorgeschlagen hat.

Das führt zum nächsten Punkt:  Jede dieser Änderungen stellt nur einen Vorschlag dar.  Dadurch, dass sie aufgezeichnet worden ist, kann man jede einzeln annehmen oder verwerfen.  Das geht durch einen Rechtsklick auf dem Änderungsvorschlag.  Im Kontextmenü kann man Änderung annehmen auswählen oder Änderung verwerfen.  Angenommene Änderungen verlieren ihren Aufzeichnungscharakter und gehen fest in den Text ein.  Verwirft man einen Vorschlag, erscheint er zukünftig nicht mehr, d. h. die Originalversion bleibt erhalten.  Man kann auch Teile des Textes markieren und alle darin befindlichen Änderungsvorschläge auf einen Schlag annehmen oder verwerfen.


Wann sollte man Änderungsvorschläge akzeptieren oder verwerfen?

Wenn man das Ergebnis des Korrektorats bekommt, kann man es sich einfach machen und alle Änderungen auf einen Schlag akzeptieren.  Hat das Korrektorat perfekt gearbeitet und waren keine Zweifelsfälle unter den Änderungen, sollte man im Anschluss einen fehlerfreien Text haben.

Man kann auch alle Änderungsvorschläge durchgehen und einzeln kontrollieren.  Dann hat man die Chance, einzelne Änderungen des Korrektorats zu verwerfen.  Das macht zum einen natürlich Sinn, wenn es sich um eine falsche Korrektur handelt.  Alle Änderungen einzeln durchzugehen bedeutet also, einen weiteren Überprüfungsschritt in der Kette der Qualitätssicherung zu haben.  Zum anderen kann es sich aber auch um einen Zweifelsfall handeln.  Nicht immer ist eindeutig, wie etwas geschrieben werden muss – manchmal gibt es mehrere Möglichkeiten, die in einigen Fällen auch unterschiedliche Bedeutung haben.  Das Korrektorat wird eine Bedeutung vermuten und entsprechend korrigieren.  Es kann aber auch sein, dass in Wirklichkeit eine andere gemeint war.  Dann kann man diese Änderung verwerfen und ggf. eine eigene vornehmen.

Monika sah Gertrud in der Firma beim Arbeiten wollte sie aber nicht stören.

Hier fehlt ein Komma.  Vorgeschlagene Änderung:

Monika sah Gertrud in der Firma, beim Arbeiten wollte sie aber nicht stören.

Gemeint war aber:

Monika sah Gertrud in der Firma beim Arbeiten, wollte sie aber nicht stören.

In solchen Fällen, wo im Korrektorat eine Annahme getroffen werden muss, kann das eigene Überprüfen des Ergebnisses von Nutzen sein.

Idealerweise würde das Korrektorat in solchen Fällen einen Kommentar anfügen (s. u.), doch nicht immer fallen Mehrdeutigkeiten wie die o. g. auch auf.


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